Vicanus in der Blackbox I

20.07.2021 Bianca Kühlborn

Archäologie ist die Grundlage unseres Experiments „Römer für Aliso“. Bei der Erstellung unserer Ausrüstung fragen wir uns immer wieder: Entspricht das, was wir da anfertigen und in unserem „Alltag als Legionäre“ nutzen, wirklich den Gegenständen, die die Römer vor 2000 Jahren verwendet haben: Welchen Helmtypus tragen wir, wie sah der Pugio, der zweischneidige Dolch, oder das Kurzschwert, der Gladius, aus? Grundlage sind archäologische Funde aus den Römerlagern an der Lippe und aus anderen Militärlagern aus augusteischer Zeit. Denn die Legio XIX ist doch eine Legion des Kaisers Augustus (27 v. Chr. bis 14 n. Chr.). Und nur, was die Legionen zu seiner Zeit verwendeten, verwenden wir auch.

So haben wir als Teilzeit-Legionäre neben unserer handwerklichen Ausbildung auch eine Menge über Archäologie und Ausgrabungen mitbekommen. In der Zeit vor der Corona-Pandemie haben wir über diese Dinge bei öffentlichen Veranstaltungen mit interessierten Zuschauern oft interessante Gespräche geführt. Als Römer war es uns möglich, den Zuschauern tiefere Einblicke in die antike Welt zu verschaffen.

Das bin ich: Legionär und Baumeister Lucius Nonius Vicanus

Durch Zufall wurde ich auf das Projekt Blackbox Archäologie aufmerksam. Hier sollen mit Hilfe von interaktiven Medien archäologische Arbeitsweisen erlebbar gemacht werden. Es wurden für dieses Projekt Teilnehmer für einen Beirat gesucht, die neben professionellen Mitarbeitern der Museen und Agenturen ihre Erfahrungen miteinbringen.

Was solls, beim Capricorn, Legionäre müssen auch manchmal Glück haben.

Ich finde, das ist für einen Legionär wie Lucius Nonius Vicanus – also mich – eine angemessene Aufgabe. Also ran an den Computer, Bewerbung geschrieben und hier bin ich, Legionär und Baumeister. Baumeister:innen, so heißen nämlich die 15 Mitglieder des Beirats, die in vorderster Front die Entwicklung der Medien vorantreiben sollen. Zugegebenermaßen reicht das Wissen als Römer nur knapp für diese Bewerbung. Man sollte sich auch ein bisschen mit den Medien aus 2021 auskennen. Was solls, beim Capricorn, Legionäre müssen auch manchmal Glück haben.

19.04.2021 Kick-Off Meeting

So, heute ist der erste Einsatz für den alten Legionär – bin immerhin schon 65 Jahre alt und wäre als Römer schon längst in den wohlverdienten Ruhestand versetzt worden. Alle, die schon bisher am Projekt gearbeitet haben und die nun neu hinzugekommen sind, treffen sich. Jetzt kommt erst mal ein ganz starker Sprung in die Jetztzeit. Auf Grund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie können wir uns nicht persönlich treffen. Die ganze Veranstaltung findet digital im Meeting-Portal Zoom statt. Das hätte es im alten Rom unter Augustus nicht gegeben, aber eigentlich eine ganz pfiffige Idee. Die hätten wir auch damals schon gut gebrauchen können. Das ist aber eine ganz andere Geschichte. Ich wollte euch ja vom Kick-Off-Meeting berichten. Soweit ich das gesehen habe, waren zeitweise fast 100 Leute dabei. Die Veranstaltung wurde moderiert von Dr. Doreen Mölders und Anika Ellwart vom LWL-Museum für Archäologie Herne. Mit dabei auch Eva-Maria Weiß von NEEEEU Spaces GmbH, einem führenden Berliner Unternehmen, das in der Entwicklung und Beratung in den Bereichen Technologie und Design unterwegs ist.

Vicanus beim Kick-off: Ihr seht mich oben in der Mitte.

Zunächst wurden wir begrüßt von Vertretern der verschiedenen Organisationen, die das Projekt tragen. Ich will sie jetzt nicht alle namentlich vorstellen, sondern nur die Organisationen, für die sie gesprochen haben. Das ist der LWL (Landschaftsverband Westfalen-Lippe), das LWL-Museum für Archäologie in Herne, das LWL-Römermuseum in Haltern, das Deutsche Bergbau-Museum in Bochum sowie das schon erwähnte Designstudio NEEEU Spaces GmbH, das uns im Projekt professionell unterstützt, damit aus unseren Ideen digitale Wirklichkeit wird. Das Projekt wird übrigens gefördert im Fonds Digital im Rahmen des Programms Kultur Digital der Kulturstiftung des Bundes.

Die Projektleitung hat Anika Ellwart. Anika hat uns den Werdegang von Blackbox Archäologie bis zum heutigen Tag geschildert. Es wurde in einer Grafik die voraussichtliche Planung gezeigt, wie die Schritte bis zum Projektende im Jahr 2023 ablaufen sollen. Für mich war ein ganz interessanter Teil des Meetings die Klärung, welche Aufgaben die hauptamtlichen Mitarbeiter übernehmen und was uns ehrenamtlichen Beiratsmitgliedern zugedacht ist. Die ehrenamtlichen Teilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, die Expert:innen und die Baumeister:innen.

... potenzielle Besucher, die sich bisher noch nicht für römische Kultur und das LWL-Römermuseum Haltern begeistern konnten. Unter uns gesprochen, das können eigentlich nicht viele sein.

Im ersten Schritt werden zwei Anwendungen entwickelt, die den Nutzern die Methoden der archäologischen Forschung und das Leben römischer Legionäre näher bringen sollen. Die zweite Anwendung richtet sich vor allem an potenzielle Besucher, die sich bisher noch nicht für römische Kultur und das LWL-Römermuseum Haltern begeistern konnten. Unter uns gesprochen, das können eigentlich nicht viele sein.

Kennenlernen mit dem digitalen Tool "Wonder.me": Das hätte es im alten Rom nicht gegeben!

Ja, das Wichtigste an einem Meeting habe ich schon fast vergessen, die Pausen. Es gab in den zwei Programmen „gather.town“ und „wonder.me“ virtuelle Räume, in denen ich den anderen Teilnehmern begegnen konnte. Es war möglich sich zu unterhalten, als ob man sich gegenübersteht. Und das Beste ist: ich bin nur netten, freundlichen Leuten begegnet. Das kommt bei einem Legionär, der in Barbarien stationiert ist, wirklich nicht so oft vor.

Ihr seht, es ist noch eine Menge zu tun. Vicanus muss sich noch ordentlich ins Zeug legen, um Schritt zu halten. Aber das ist ja für einen Legionär in der XIX. nichts Neues. Ich halte euch jedenfalls über das Projekt Blackbox Archäologie auf dem Laufenden.

Salve
Vicanus