Workshop 10: Der "Ausweis der Soldaten" - das cingulum militare

07.10.2020 Bianca Kühlborn

Block I (26./27.10.2019)

Für unsere Darstellung eines römischen Legionärs fehlte uns ein zentrales Ausrüstungselement, nämlich das cingulum militare, der römische Militärgürtel. Nachfolgend seht ihr den Grabstein eines römischen Legionärs, der uns das Aussehen und die Trageweise eines Militärgürteltyps direkt überliefert.

Abbildung eines Cingulum auf dem Grabstein des Annaius Daverzus, Soldat der COH IIII Delmatarum, aus dem Museum Römerhalle in Bad Kreuznach.

Es handelte sich dabei entweder um einen einzelnen Ledergürtel, der mit Metallplättchen (Aufnietplatten oder Beschlagplatten) verziert war und Befestigungen für Gladius (Kurzschwert) und Pugio (Dolch) aufwies, oder um zwei sich wie "Pistolengurte" kreuzende Ledergürtel mit jeweils nur einer Waffen-Befestigungsmöglichkeit.

Quintus Varius, Centurio der Legio XIX Cohors III, erklärt die unterschiedlichen Cingulum-Typen.

Wir entschlossen uns zur Anfertigung von drei verschiedener Varianten, um in unserer Darstellung die komplette Bandbreite der augusteischen Zeit präsentieren zu können. Bei den Beschlagplatten waren damals schlichte Platten oder Platten mit einfachen konzentrischen Ringen "in Mode". Daher wählten wir Messingplatten in einer verzinnten Ausführung dieser beiden Varianten.

"Wer ihn trug, war Soldat" ("Omnes qui militant, cinti sunt." Serv., Aen., VIII, 724)

Charakteristisch für das Cingulum waren neben den Beschlagblechen auch die mit einem Scharnier an einer Aufnietplatte befestigten Gürtelschnallen. Mit ihren eingerollten Voluten hatten sie eine unverwechselbare Form. Im Vergleich zur Gürtelbreite bot die Schnalle nur einen schmalen Durchlass für das Riemenende. Später kam auch noch ein den Schambereich bedeckender Schurz aus verzierten Lederstreifen (Pteryges) hinzu.

Da die Herstellung eines solchen Militärgürtels insgesamt sehr aufwendig ist und wir Legionäre keine Einzelkämpfer sind, wurden die entsprechenden Vorbereitungen der Einzelteile in fünf verschiedenen Stationen erledigt.

Station I: Lederarbeiten an den einfach und über Kreuz getragenen, mehrschichtigen Gürteln

Zuschnitt der einzelnen Lederstreifen aus Spaltleder.
Alle Lederbestandteile eines mehrschichtigen Gürtels.

Station II: Lederarbeiten an den über Kreuz getragenen, einschichtigen Gürteln

Die Breite der Lederstreifen wird gemessen und angezeichnet.
Die Gürtelstreifen werden aus festem Rindsleder zugeschnitten.

Station III: Verzinnen der Messingnieten-Setzköpfchen

Flüssige Zinnpaste wird auf die Messingköpfchen aufgetragen und im Feuer fixiert.
Nahaufnahme eines fertig verzinnten Messingköpfchens

Station IV: Schneiden und Bohren der Nieten-Unterlegplättchen

Abbildung eines fertigen Cingulum mit Unterlegplättchen für die Nieten.
Ein dünnes Messingblech dient als Rohmaterial für die Plättchen.

Die Herstellung der Messing-Unterlegplättchen erfolgt in mehreren Schritten. Zunächst werden ein Messingblech, Stifte und Werkzeug bereit gelegt.

Quadratische Plättchen werden ausgemessen und eingezeichnet.
Markierungen für die Bohrlöcher werden in das Metall gehämmert ...
und anschließend die Bohrlöcher gesetzt.

Station V: Verzinnen der Messing-Zierplättchen

Die Beschlagplatten des Gürtels werden im Feuer verzinnt.
Ein zur Hälfte verzinntes Messing-Zierplättchen.
Blick auf die verschiedenen Schichten der Lederzuschnitte.

Block II und III (25./26.02.2020 und 15./16.02.2020)

Nachdem wir uns im ersten Workshop-Block mit der Herstellung einzelner Bestandteile beschäftigt haben, war es nun an der Zeit, alle Teilstücke zusammenzufügen.

Als Erstes mussten die Lederarbeiten erledigt werden, das bedeutete nähen, nähen und nochmals nähen.

Dafür wurden zunächst die vorbereiteten Lederzuschnitte,  entsprechend den Vorbildern  zusammengelegt und anschließend genäht.

Aufgrund der kleinen Schnalle verjüngt sich der Gürtel am Ende.
Der Gürtel wird zusammengesetzt. Dafür wird ein dickerer Lederkern mit dünnerem Leder eingeschlagen.
Vor dem Vernähen werden die Löcher mit einer Ahle vorgestochen.
Anbringen der Beschlagplatten mit Nieten und Unterlegplättchen.

Im Anschluss an die Lederarbeiten erfolgte das Anbringen der verzinnten Zierplatten. Dafür wurden die verzinnten Nieten durch das Leder gehämmert und mit den Unterlegplättchen auf der Rückseite des Gürtels befestigt.

Eine mit Nieten fertig angebrachte Beschlagplatte.

Im Anschluss fehlte nur noch etwas Lederpflege (einreiben des Gürtels mit Öl) und dann konnten sich die erste Legionäre auch schon ihres Cingulums erfreuen.

Fertiges Cingulum mit Gladius- und Pugio-Halterungen

Tim, alias: Tiberius Aelius Crataegus, 39 Jahre aus Herne